Eine Führung des Jüdischen Museums (Klassen 6B und 6BM/6M)
Die Führung “Fluchtwege” führt entlang des historischen Fluchtwegs – dem Ufer des Emsbachs – zur Schweizer Grenze. Warum war dies ein so wichtiger Fluchtweg, dass jüdische Menschen aus allen Teilen Österreichs und Deutschlands hier ankamen? Durch die besonderen geografischen Gegebenheiten. Ein Grenzbahnhof. Der Übergang über den alten Rhein nach Diepoldsau war nicht so gefährlich wie an anderen Stellen. Und diese Stelle war auch für Ortsfremde leicht zu finden, weil der Bach direkt dorthin führt. Es war hier in der Nacht auch dunkel und Flüchtlinge waren durch Bäume geschützt. Es war aber nur am Anfang sicher – bis die Schweiz die Grenze für Flüchtlinge schloss und bis die Flucht aus dem Deutschen Reich nicht mehr geduldet wurde. Danach wurde die Grenze von Schweizer Seite aus mit Waffen geschützt und von österreichischer Seite aus mit einem militärischen Stacheldraht und Flutlichtern. Die schützenden Bäume wurden gefällt.
Auf dem Weg bis zur Schweizer Grenze erfährt man viel über diese Zeit. Anfänglich machten die Nationalsozialisten den jüdischen Menschen das Leben durch diverse Gesetze schwer, um sie dazu zu bringen, das Land – ohne ihr Hab und Gut! – zu verlassen. Man bereicherte sich schamlos an ihnen. Auf dem Weg hören wir die Geschichte von der Hohenemser Familie Elkan, die alle im Konzentrationslager Theresienstadt ums Leben kamen. Wir hören von den 5 Berliner Frauen, die über diese Grenze zu flüchten versuchen, aber gefasst werden. Die Strafe war die Deportation in ein Vernichtungslager. Wir hören, was 2 Zeitzeugen über diese Zeit sagen.
Wenn man in der Schweiz war, dann war man noch nicht wirklich gerettet. Viele landeten in einem Flüchtlingslager in Diepoldsau. Sie durften nicht arbeiten, sie hatten kein Geld und kamen so aus diesem Lager für eine längere Zeit nicht heraus. Arbeit war nur in “Arbeitslagern” möglich (die natürlich nicht mit nationalsozialistischen Arbeitslagern vergleichbar waren!). Aber auch das war schwierig, weil Ausbildungen in der Schweiz nicht anerkannt wurden. Ein Beispiel dafür ist die Geschichte von Ivan Landauer.
Es gab Fluchthelfer, von denen sich einige für ihre Hilfe bezahlen ließen, während andere aufgrund ihrer Überzeugung halfen. Einer der bekanntesten Fluchthelfer ist Paul Grüninger, der mehreren hundert Flüchtlingen das Leben rettete, wofür er selbst hart bestraft wurde. Er wurde erst in den 1990er Jahren politisch und rechtlich rehabilitiert. Die Führung der 6BM/6M endete bei der Paul-Grüninger-Brücke an der Grenze.